Es duftet nach Koriander, Minze und Fischsauce. Im Berliner Dong Xuan Center treffen Ost und West, Deutsche und Zuwanderer, Touristen und Einheimische aufeinander – eine Wiedervereinigung der besonderen Art.

Auf einer Industriebrache im östlichen Teil Berlins haben ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter der DDR das Dong Xuan Center aufgebaut.

Das Dong Xuan Center in Berlin lässt das Herz jedes Exilvietnamesen höher schlagen. Die Großmarkthallen im Stadtteil Lichtenberg sind das Klein-Hanoi Deutschlands. “Dong Xuan, das heißt Frühlingswiese.“ erklärt Mai-Phuong Kollath, die 1981 als Vertragsarbeiterin in die damalige DDR kam. Hier kauft die Vietnamesin frische Kräuter für ihre Sommerrollen. Einzelhändler wie Raghbir Singh kaufen im Don Xuan Center Kleidung ein. Er kam im Sommer 1989 aus Punjab als Student nach Westberlin. Der Sikh ist mittlerweile Großvater. Seine Kinder und Enkelkinder sind in Berlin geboren und kennen nur das wiedervereinte Deutschland.

Suat Bakir ist der Sohn eines türkischen Gastarbeiters. Er begreift sich als Teil eines multikulturellen Deutschlands. Geschäftsmann Suat Bakir war acht, als er mit seinen Eltern aus der Türkei nach Deutschland kam. Die Wiedervereinigung sei wie eine Hochzeit gewesen, auf der die Einwanderer nicht eingeladen waren, meint er. Viele Türken hatten Angst, ihre Jobs zu verlieren, an Ostdeutsche, die für weniger Geld dieselbe Arbeit machten. Suat Bakir kam 1970 nach Westberlin. Er war der erste Migrant an seiner Schule im Arbeiterviertel Wedding, der Abitur machte und studierte. So erfolgreich verlief das Leben nicht für alle, die aus dem Ausland kamen. Elisa Dosse aus Mosambik wurde als Vertragsarbeiterin in die DDR geholt. Nach der Wende heiratete sie einen Mosambikaner und blieb mit ihm in Dessau. Einer ihrer besten Freunde, ebenfalls Mosambikaner, wurde 2000 von Neonazis in der ostdeutschen Stadt ermordet. Bis heute hat sie Angst, trotz deutscher Freunde, die sie herzlich aufgenommen haben. Doch die Sehnsucht nach Mosambik bleibt.

Dan Thy Nguyen hat das Center, das von Nordvietnamesen betrieben wird, vor vier Jahren zum ersten Mal besucht. Vorher hatte der Südvietnamese nicht den Mut dazu.

Auch Dan Thy Nguyen hat Erfahrung mit Rassismus und Ausgrenzung. Als Schauspieler bekommt er nur Rollen als asiatischer Komiker oder Mitglied der vietnamesischen Mafia angeboten. Seine Eltern flüchteten Ende der 1970er Jahre als Boatpeople aus Vietnam. Ihr Haus in der Eiffel wurde mit Steinen beworfen, die Angst der Familie, nachts aufzuwachen in einem brennenden Haus, geht nicht vorüber. Besonders die Ausschreitungen gegen Vietnamesen in Rostock-Lichtenhagen 1992 wirken nach, als ein deutscher Mob ein elfstöckiges Haus voller Vietnamesen in Brand steckte.

Die Dokumentation porträtiert Menschen, deren Geschichte eng mit Deutschland verwoben ist. DW-Autorin Bettina Kolb besucht sie zu Hause, in Dessau und Hamburg und begleitet sie dahin, wo Deutschland exotisch ist und anders, ins Don Xuang Center – an einen Ort, der nach Heima duftet.

 

FILM in deutsch

http://www.dw.com/de/der-duft-der-heimat-begegnungen-in-klein-hanoi/a-18657539

FILM in englisch

http://www.dw.com/en/the-scent-of-home-encounters-in-little-hanoi/a-18679253